top of page

Heureka, ich kann endlich plotten!

Klingt vielleicht etwas seltsam als Einleitung auf einem AUTOREN-Blog, aber es ist tatsächlich so. Den Ausschlag gab ein Youtube-Vortrag!

Wer mich schon länger kennt, der weiß ja: Ich habe das Drachenkind ungeplottet geschrieben. Im Englischen nennt man das charmanterweise “discovery writing”, also etwa “Entdeckungsschreiben”. Denen gegenüber stehen dann die “plotter”, also die nach-einem-Plan-Schreiber. Plotter-Guru und Horror-Autor Dan Wells hat es dann endlich auch geschafft, bei mir die Neugier zu wecken. Er sagte nämlich folgenden, zündenden Satz ganz am Anfang seines grenzgenialen Vortrags:

“Planende Schreiber erstellen ihren Plot vor dem Losschreiben, die Entdeckungsschreiber machen ihn eben nachher!”

Wenn man nicht aus dem Metier kommt, klingt das wahrscheinlich ziemlich Banane. Erstmal 30.000, 50.000 oder 200.000 Worte schreiben und dann planen? Irrsinn! Es ist aber tatsächlich so. Manche brauchen das Gerüst oder die Sicherheit, wollen das Ende der Geschichte wie einen saftigen Knochen vor sich baumeln sehen und darauf zuarbeiten – absolut legitim. Und die AutorInnen in meinem Lager werden regelmäßig zitiert mit den Worten: “Wenn ich das Ende der Geschichte schon kenne, warum das Buch dann noch schreiben?” Mein Lager scheint einfach absoluten Spaß am Unbekannten zu haben – genau so legitim!

Wie so viele andere benutzt Dan Wells übrigens die 7-Punkte-Struktur der Storyplanung. Darüber schreibe ich jetzt mal nichts, das kann man überall nachlesen, wo übers Schreiben geschrieben wird. Aber die Beispiele, die er bringt und seine Herangehensweise, die sind toll! Er nimmt mehrere sehr bekannte Bücher und Filme zur Veranschaulichung, was nun ein Pinch 2 ist oder ein Plot turn 1. Harry Potter und Matrix zum Beispiel, deren Story ja hinreichend bekannt sein dürften. Zudem plant er von hinten weg, also von der Ziel- zur Startlinie. Auch ganz und gar nicht dumm, wie ich feststellen musste.

Wer es jetzt auch mal probieren will: Hier der erste Teil des circa einstündigen Vortrags. Leider ist der Schnitt eher so… naja, aber der Ton ist gut, das ist viel wichtiger.

Und was konkret hat mir dieser Vortrag gebracht? Och…. ich habe direkt nach dem Ende des letzten Videos zwei Kurzgeschichten durchgeplant, dann noch viele kleine Nebenprojekte wie meine Sci-Fi Dystopie und den dritten Band der Muse! *grins*



Ich hätte im Traum nicht gedacht, dass ich das so schnell schaffe. Natürlich wären die Geschichten auch ohne diese Gerüste entstanden, da brauche ich mir überhaupt keine Sorgen zu machen. Aber es reizt mich, jetzt so viele Stellen vor mir liegen zu sehen, wo ich sofort eintauchen und losschreiben könnte. Vielleicht die wichtigste Erkenntnis ist aber diese: Ich hätte das Drachenkind auch mit jahrelanger Übung niemals im Voraus plotten können. Es ist zu komplex. Denn es hält sich in einigen, wesentlichen Punkten überhaupt nicht auf mit dem, was andere als Regeln aufstellen. Im Nachhinein folgt es dem, was eine gute Geschichte ausmacht, ja. Aber ich bleibe dabei: Ich hätte mein Debüt niemals selbst so planen können – und eine Trilogie schon gar nicht. Es ist also besser, dass ich die Sache nicht vollends in der Hand habe. Dafür ist und bleibt mein “genius” zuständig. Mein “daemon”, meine Muse, mein Unterbewusstsein. Und das ist wunderbar so!

bottom of page